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Ivan Blatný

Hilfsschule Bixley

V

Gedichte

2017

160 Seiten * Bilder von Lutz Leibner * 2017

Kein Exemplar mehr vorhanden.

Alles Korn ist Verdorben vom Mehltau. Alle Literaturen sind versilbert. Literatura, argentum. Ich bin völlig zufrieden. Habe ich doch mal ein Problem, lasse ich es hinter mir und lasse mich mit den guten Winden treiben. Schwelender Groll ist da etwas gänzlich anderes. Schwache Bienenstiche. Trakl verklärte sich die Kolonnaden von Salzburg. Andernorts fielen die Leute um, starben an der Pest. Es war die schöne Zeit. Die Belle Époque. Der Name Belle wird Bel gesprochen. Mein Vater hat sie genossen. Ich wollte später auf dem Land leben. Die Kopečná ulice von Brno ist sehr steil. Guadeloupe verschwindet von der Landkarte. In Gedanken bin ich stets bei dem nahen Martinique. Gott lässt mich im Unklaren, vielleicht weil es ihn nicht gibt, vielleicht weil er möglicherweise surrealistische Poesie schreibt. Guadeloupe ist verschwunden. Vielleicht sind die Landkarten auch nur nicht vollständig, weil es ein bisschen zu weit weg ist, oder weil auf den Landkarten des Fernsehens nicht alles sein kann.
Hühnchen Mitzi, Kätzchen Vera spazieren aus den Nebeln der Erinnerung. Als wollten sie den Namen Hilfsschule bestätigen. Der Leser, vertraut mit der gewöhnlichen Geographie, der Historie und ähnlichem muss sich in Acht nehmen. Stimmung kommt auf, das Konzert geht los, die Polizei ist nett, es ist die Polizei eines demokratischen freien Landes. Hilfsschule: wiewohl freundlich bedeutet schwer von Begriff. Blažej Vilím wollte die höhere Bildung ankratzen. Wieso? Vermutlich um die Poesie zu bereichern. Die Poesie des Abendlandes. Ich liebe diesen Moment richtig groß rauszukommen. Die Festung Spielberg ist auf einem Berg im Zentrum von Brno, Brünn. Warum diese Streichungen, wozu diese Verbesserungen dieses Textes, einzig um ihn nach Kanada oder sonst wo zu schicken, als Bittsteller, zugebend, dass man scharf darauf ist, armselig  jedes Tüpfelchen umhäkelnd, die Verbesserungen zu verbessern. In keinem Automaten gibt es heiße Getränke. Ein Deutscher schrieb die Operette Rund um den Spielberg
Die Landkarte des Fernsehens scheint seltsam. Dominica ist direkt unter Florida. Wenn ich die Geographie der Welt in Ordnung fände, wäre es auch langweilig. Noch immer ist die Frage unbeantwortet, ob dieser Text korrekt ist. Nein, ich glaube nicht. er kommt mir vor, wie David Westbrook, der mich stets aufs Neue amüsiert, so wie er dies auch heute Mittag wieder tun wird. Der dieses Haus erbaute, er sah zuerst die Traversen, dann die Ziegel und den Mörtel, sie allmählich verhüllend. Mandelbüsche blühen zwischen Bajonetten. Kamil Bednář, Autor von Milenky modři, Kamene v dlažbě, Roku, Velikého mrtvého, Kamenného pláče u.a.: „Bier zwischen Bajonetten.“ Die Steine im Pflaster. Die geliebten Lärchen. Die versteinerten Tränen. Die Jahre. All die Toten, einer von ihnen ist Biebl, der Schöpfer des Neuen Menschen. Adlerseelen. Was sind versteinerte Tränen anderes als Bücher. Die Chronologie von Ungewissheiten. Beim Bingo stellt sich immer die Frage nach dem Muss. Ich verlass mich lieber aufs Tippen. Ich habe fettige Hände. Soll ich sie waschen? Wenn ich alle richtig tippe, werde ich die Mühle nicht brauchen. Es wird toll sein zu gut um drum  zu würfeln. Dies ist zu bunt,  zu farbig. Farbig, barviti, ist besser, farbig ist unsere Welt, malerisch die ostenglische Landschaft. Wer aber ist der Barvitius?  Wie machen Sie das, edler Barvitius? Obacht, mit t, nicht mit C. Barvicius. Man weiß nichts. So ist das. Man will wissen, wer ist Barvicius. Das Konversationslexikon. Die Umrechnung von Grad Celsius in Fahrenheit und umgekehrt finde ich dort. Man findet dort alles. Nun sogar zum Rauchen … Jeden Quatsch. Großartig. Ich finde dies exzellent und liebe es überall zu verweilen. Sich in eine Frau verwandeln ich kann das, doch eigentlich sollten wir alle öfters innehalten bei unseren Vorstellungen. Großartig. Immer davon ausgehen dass die Leute mich beobachten. Absolut wunderbar, phantastisch. Ich könnte mich dafür schlagen. Barvicius mit c. Lehrreiches Lexikon. Absolut phantastisch, wunderbar. Ehrlich. Was für bedauernswerte Augen, die dies nicht sehen können. Ich bin geneigt dies Schicksal zu nennen. „Schragen“ aufstellen. Was sind Schragen? Keine Erklärung. Bis nach Kanada oder sonst wohin, nur was. O der Geschlechtstrieb ist allgegenwärtig. Das Dekolleté mir gegenüber ist verlockend. Ich bin entschlossen: ich sage dies zu der Lady. Vielleicht könnte sie sich ganz ausziehen, mein Penis ist ganz unruhig. Das ist Fidelio, der aufrechte Hund. Ich bin ein bisschen unsicher betreffs der Formulierung. Aber denken tue ich es richtig. Ich hätte gerne ein Stück Torte. Immer noch unsicher betreffs aufrecht. Heißt es nicht doch aufgerichtet? Lese alles, was an Gedrucktem da ist. Nichts. Also gut, dann aufrecht.

Pitigrillis Melisa streichelt zärtlich seinen Hund.

Verwirrter Verstand verursacht Fehler. Mehr Licht, das denken viele. Lust auf Leben, Irving Stone. Was meint Irving? Sie haben ein entzückendes Dekolleté. Ihnen fehlt eine gute Manicure. In diesem Fall kann ich mich aufstellen, ich bin einzig „artig“.  Ich weiß nicht, wie ich letztendlich sein werde. Ich bin für alles offen und voller Vorfreude. Geschrieben habe ich Melisa statt Melissa. Vielleicht wegen Melitta. Der Name der Biene. Sämtliche Zungen studieren, und das alte Griechisch, und das Neugriechisch. Nicht zu vergessen die anderen Alphabete, alle lateinisch geschriebenen. Die Grenzen sind eng. Es sind die Grenzen von Blumenfeldern. Zurzeit blühen sie noch am Anfang September. Marie, Anna, Agnes ruhen am Rain. Mehr licht.

 

 

Wie erbarmungslos verändert, nicht wieder- zuerkennen, wie erbarmungslos überarbeitet ist Durychs Sedmikraska, doch Nezval musste das tun, der liebende starke Nezval mit den dicken weichen Händen, für die Russen, für die Republik und für das Zecklů, wo die Roten soffen, wo mein Nezval die Zunge so liebte.

 


 

 

 

 


Rechte

Hier sei es wiederholt: Über die Rechte im juristischen Sinne wurde nicht weiter nachgedacht, da diese Übertragungen nicht für den Verkauf oder sonst eine Form der geschäftsmäßigen Veröffentlichung gedacht sind.
Der Nachdichter verfügt nur über ein Recht – das Recht des Dichters, das Recht: Gedichte zu lesen und weiterzuerzählen ohne dafür Geld oder sonst etwas Materielles zu bekommen – allein dieses Buch, welches ausschließlich für den privaten Gebrauch und zum Vergnügen des Verschenkens geschaffen wurde.
In dankbarer Hochachtung sowohl für den Dichter Ivan Blatný, als auch für die Beschützerin und Bewahrerin des späten Werkes und seines Dichters: Frances Meacham. Des Weiteren  für Lutz Leibner und Hannes Schwenger, die gemeinsam das Erscheinen dieses Buches ermöglichten.

Gottes Wege sind unerforschlich, dieser Gedanke ist dem Dichter Blatný stets gegenwärtig. Gottes Wollen ist unerforschlich. Ich denke, ohne dass dieses Wollen Jürgen Serke über Ivan Blatný hätte schreiben lassen, hätte ich nie von ihm erfahren, nie diesen großartigen Menschen kennengelernt. Dafür will ich hiermit Jürgen Serke danken. Mit diesem Band ist in etwa die Hälfte des Gesamten veröffentlicht, welches vermutlich 10 Bücher ausmachen wird.



Frank-Wolf Matthies, 2017.

 

Impressum


Einzige Auflage.
Die Gedichtauswahl wurde der tschechischen Ausgabe Pomoncá škola Bixley (Prag 2011) entnommen, siehe dazu Rechte. Die Rechte für diese Übertragung, welche nicht für den Verkauf gedacht ist, besitzt ausschließlich der Nachdichter. Die Rechte der Bilder besitzt Lutz Leibner. Die Verse von Ryszard Krynicki habe ich in seinem Gedichtbuch „Sehen wir uns noch?“, Carl Hanser Verlag 2017, gefunden.

Gefertigt von der Firma
AusDruck Schaare & Schaare Berlin.

2017


 www.frankwolfmatthies.de